„Unsere Autorin ist vier Jahre alt, als sie mit ihrer Familie in den Westen geht. Kurz darauf fällt die Mauer.“ – Sommer 89: Als die BRD zur neuen Heimat wurde
Es wird persönlich!
Tatsächlich hatte ich das zweifelhafte Glück auf der falschen Seite des Eisernen Vorhangs geboren worden zu sein, aber wir konnten ja nach West-Berlin ausreisen – 3 Monate vor’m Mauerfall!
Meine frühesten Erinnerungen entstanden genau in dieser Zeit, auch wenn ich den historischen Augenblick an sich nicht mitbekommen habe, dafür war ich dann doch zu jung.
Aber an die Turnhalle, die damals Auffanglager war, erinnere ich mich. An eine Schwanger, die Mitten in der Nacht in den Wehen furchtbar schrie, an den netten Jungen, der für meine Schwester zum Geburtstag eine Rose hatte (und für die kleine Schwester netterweise ebenfalls) – und ich erinnere mich an eine wütende Horde Kreischender draußen vor der Tür, jung und alt zusammen, lautstark die wertvolle Sporthalle zurückfordernd.
Drinnen waren nur wir, ein Haufen zusammengewürfelter einander völlig Unbekannter, eng neben einander, Pritsche an Pritsche, Freiheit erleben. Zu den wütenden Gesängen „Scheiß Ossis, geht zurück wo ihr herkommt!“
Schöne erste Erinnerungen eines Lebens.
In Deutschland sind Geflüchtete noch nie willkommen gewesen, ganz gleich woher sie flüchten – Diesen Satz hatte mir die Berliner Zeitung gestrichen, deshalb kommt er jetzt hier vor.
Auch die „Heimat“ wurde mir, wenn auch nach kurzer Absprache, angedichtet. Denn ich sehe den »Heimatbegriff« an sich ja ziemlich kritisch und würde ihn daher nicht so einfach stehen lassen…
Nehmt den LINK zur Seite der Berliner Zeitung und lest, was ich über diese Zeit zu schreiben weiß.
Anlass dieses Text war übrigens der Songhit Lambada, an den ich mich eines Tages plötzlich erinnerte. Der war im selben Sommer rausgekommen und lieferte den Sound für eine merkwürdige melancholisch-hoffungsvolle Stimmung.
Habt ihr Songs, die ähnliches für euch bedeuten?
Cheers!
Nicole
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